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Ursula Richter (1939 – 2023)


Geboren 1939 in Göttingen.

Studierte Malerei und Grafik an der Werkkunstschule Hannover und der Hochschule für Bildende Künste, Berlin. Der Lernerfolg war begrenzt: meine Professoren Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre waren eher "Selbstverwirklicher" als Lehrer und dem Abstrakten zugetan, die Schülerin verunsichert und bockig. Zeichnen und malen lernte sie eher beim Arbeiten für die Anatomie in Hannover, beim eigenen Naturstudium, beim Experimentieren mit Malgründen und Farben.

Auch wenn das Leben in einer Familie mit 3 Kindern, politisches Engagement und das Arbeiten in anderen Berufen die eigene künstlerische Arbeit zeitweise erschwerten, blieb sie doch als Anspruch immer da. Seit 1988 steht sie wieder im Mittelpunkt, neben dem Engagement in der Friedens- und Antifabewegung. Beide Themen ziehen sich als Anmerkungen und Reflexionen durch viele meiner Bilder.

Von etabliertem Kunst- und Kulturbetrieb und Markt wurde die gegenständliche Malerei lange Zeit totgesagt, erst in den letzten Jahren findet ein Umdenken statt. Allerdings liebt man diese neu entdeckte Gegenständlichkeit vor allem um ihrer selbst willen. Engagierte Malerei bleibt nach wie vor eher in der Nische. Darin habe ich mich eingerichtet, fühle mich nach wie vor von der sichtbaren Welt und von den gesellschaftlichen Zuständen, die sie bewegen, heraus­gefordert.

Die Leichtigkeit und Flüchtigkeit der Wolken, ihre heitere oder bedrohliche Gestalt, im Winde wehende schwarze und rote Fähnchen sind Beobachtungs- und Malgegenstand ebenso wie die Menschen, mit denen ich lebe oder die Dinge des täglichen Lebens, das Brot, die Rosen, der Wein . . .

So wie mich der Protest gegen den Vietnamkrieg in den 60er und 70er Jahren politisierte, sind es die heutigen Kriege, die die eine Weltmacht USA und ihre Verbündeten für Öl und Gas, für das Besetzen der geostrategisch wichtigsten Regionen der Erde entfesseln, die mich auf die Straße, aber auch vor die Staffelei treiben. Und es sind die deutschen Verhältnisse, ihr Rassismus und Neofaschismus, die mich politisch und künstlerisch beschäftigen.

Die Schönheit der Welt und ihre außerordentliche Bedrohung sind das Spannungsfeld, das mich beim Malen treibt, es sichtbar zu machen ein immer neuer Versuch.

Ursula Richter lebte und arbeitete seit 1975 in Dortmund.

Einzelausstellungen in Dortmund, Essen, Oberhausen, Castrop-Rauxel, Wülfrath, Winterberg, Bad Fredeburg, Brilon, Schmallenberg, Frankfurt/Main, Steinbach, Münster, Bochum. Ausstellungsorte waren bisher u. a. Rathäuser, Kulturhäuser, zentrale Bildungsstätten der Gewerkschaften.

Nachtrag: Ula Richter verstarb am 05.07.2023.